Totentänze
zurück zu "Der Dichter"



Prolog:

Was beschwert in der Tage unerbittliches Schlachten, offenbart in der Träume Lieder, frei von Angst und Schuld, ohne Ansehen von Rang und Namen, frei von Furcht oder Mut- Bilder, die in der realen Welt in dieser Form keinen Gegenpart haben und durch ihre Vieldeutigkeit verwirren.

Und doch, Nichts kommt aus Nichts, und alles hat seinen Anfang, seine Ursache, jedes Bild seine Farbe und Leinwand, jede Gestaltung ihre Seele, jede Seele ihren Sitz. Wo ist der Ozean, mit dessen Fluten die Ungleichheiten unserer Leben unter Wasser setzen? Hält der Kahn, in dem wir uns festkrallen, bei jeder dieser gigantischen Wellen, die die Sonne verdecken? Finden wir zu neuen Ufern oder zurück zur Welt, von der wir aufgebrochen sind?

Es gibt keine Antworten. Es gibt keine Wahl. Wir alle sind Kinder der Umstände oder ihre Sklaven.

Wir lächeln bei Licht und straucheln in der Finsternis, und aller Hochmut verfliegt im Angesicht der Unendlichkeit. Nur ein Augenaufschlag bleibt für alles. Entfalten, Blühen und Verwelken.

Was hat Bestand, wenn wir nicht mehr sind? Machen die Früchte vergangener Sommer satt?

Und doch, wer keine Wahl hat, macht einfach weiter, denn schlafen werden wir noch mehr als genug.

Ich widme dieses kleine Buch einem Menschen, der von Anfang an an meiner Seite war, der mir Mut machte, wann immer ich keinen hatte, von dessen menschlicher Wärme ein Strahl in meine Seele drang und mich davon überzeugte, wieder Vertrauen zu fassen zu allem, was lebendig ist.

Ich widme dieses Buch Dorothea Iser.

Staßfurt, im Februar 2009




Mit meinem zuckenden Herzen in der rechten Hand
gehst du in den Wald, um Herbstzeitlose zu finden.
Als du sie gefunden hast, reißt du sie aus dem Boden
und deponierst mein Herz eben an dieser Stelle.



Quell so giftig wie blut
schwör so schwammig wie mut
sei der nackenbrecher
verlogener seeligkeit
wie dem tod dem jeder verzeiht
sonnig doch verschneit
wie die sternenstraße
ein wimpernschlag unsere zeit.

Krieg und ein bisschen von dir
golden wie bleiben und wir
bin ich der psalmensänger
gewogener frömmigkeit
und die fluten kommen und gehn
gezeiten verwehn
wie die muschelfischer
in wassern friern und dennoch stehn.

Sei und ich bin bereit
welke wie rosen durch zeit
fliehn den wolkenschatten
betrogener einigkeit
wie der fluss bewegend doch kalt
säumig zwar so schallt
es endlosschwüre
das liebeslied wie farblos und alt.



Traum von Anfang April 2008

Der Friedhof in Löderburg hatte auf der rechten Seite des Geländes einen extra Gottesacker, der an sich rechteckig angelegt und von einer alten Mauer umgeben war. Man konnte die einzelnen Gräber gut erkennen, die allesamt von dichtem Efeu überwuchert waren; dazwischen die schmalen Wege. Überall standen hohe Bäume und dichte Sträucher, so dass die ganze Kulisse in ein düsteres, ja schauriges Licht getaucht war. Ich spürte die Anwesenheit von Etwas, das mir Angst machte, und ich war auf der Suche nach einem bestimmten Grab oder zweien. Ich ging vorbei an überwucherten Gruften und verfallenen Grabmälern, hatte Angst, wurde jedoch magisch an das hintere Ende der Anlage gezogen. Dort nach einiger Zeit endlich angekommen, fand ich zwei geöffnete Gräber. Daneben ein kleiner Erdaushub. Ich sah ängstlich hinein und fand dort zwei Skelette. Das heißt, ganz sah ich die Gebeine nicht, und sie waren auch nicht geformt wie übliche Gebeine. Sie waren eher flach, seltsam in den schwarzen Boden gedrückt.




Du wolltest zurück
und jetzt bin ich dran
du wolltest zu gott
doch du rufst ihn nicht an
wer sticht mir ins fleisch
frag den leiermann
friss und erheisch
spiele wie jeder dann.

Es tat dir nicht leid
nur jetzt im warum
es tat dir nicht weh
blau und kalt lagst du rum
wer lügt dir vom fliehn
und tränen sind stumm
sensen und grün
rühre die klagen um.

Was ist schon das glück
ein stich dann und wann
ich komm um zu gehn
und keiner stört sich dran
erst jetzt spür ich wut
zieh mir die schatten an
scheiden mit blut
tanzen wie jedermann…

Traum vom 22./ 23. 11. 2004

Ich liege auf dem Boden, und vor mir steht ein kümmerliches Männlein, das von anderen als Thronfolger bezeichnet wird. Ich soll als Reinkarnation des Thronfolgers getötet werden. Ich versichere, dass ich den Thron nicht haben will und bitte, gehen zu dürfen. Lächelnd lehnt man ab und will mich töten. Als der tatsächliche Thronfolger mir den Rücken zuwendet, hebe ich eine Axt, erheische zustimmendes Nicken von den Richtern und schlage zu, auf seinen Schädel. Ungläubig dreht sich das Männlein beim Schädelkrachen um, sinkt zu Boden und stirbt.


Mein sei bestallung ihr huren
mein sei verwesung des lichts
mein und der frühen kinder
schuldet verklärung nichts.
not wie bestallung der fluren
not der verwesung so sprichts
not all der frühen kinder
schuldet erhöhung nichts.

Nichts sei dem singen aus tiefen
nichts der verblendung und glut
nichts in der nebelstunde
spurt der beschreibungwut.
nichts sei der dinge die riefen
nichts der entstehung und mut
nichts in der ritterrunde
heuchelt entstehungsblut.

Wut nah den witwen der frühe
wut dem verzeihen am heil
wut durch die regulierung
bietet die haarhäute feil.
blut klagen witwen der freuden
blut und befreiendes beil
blut mit der selektierung
haltet der drachen seil!

Feil sie geboten die narben
feil das gesäuerte brot
feil die schatten der winter
tanzen der schatten und not.
seile verboten wie farben
seile um feuer und tot
seil der sieger und sprinter
löst sich wie ratten vom boot.




Traum vom Dezember 2007

Ich träumte von einem Nautilus. Ich sah die herrliche Behausung des Urtieres, wie sie in zartem Perlmuttglanz brillierte. Als ich dessen Haus in den Händen hielt, war es leer. Doch dann sah ich das ganze Tier unter Wasser und assoziierte es mit einem großen Ammoniten des Silur. Das Meer war flach und lichtdurchflutet. In ihm schwammen die seltsamsten Kreaturen. Alles war in ein helles, aber warmes Licht getaucht. Ich hatte ein sehr angenehmes Gefühl. An irgendeiner Stelle des Ozeans - oder an seinem flachen Ufer - stand schweigend ein Mann mit einem Bart und friedlichem Gesichtsausdruck. Er?




Sonntäglicher Spaziergang
um den Schwanensee 2.

Die hirne schrein anal
und flaches wasser
ein bisschen schwan
ein bisschen sialkot
im bart schalt wein
ich brauch es etwas krasser
vor meinem kahnentfernung
fleisch und spott.

Ein luder grinst lasziv
um das ich säute
verbindlich nein
verbindlich geh nicht weg
am bein schlackt hast
ich blute meine häute
in meiner handvergärung
babyspeck.

Es brennt der wahn fatal
und macht mich nasser
das bisschen span
das bisschen oh mein gott
im bart hängt sein
ich brauch es etwas krasser
sing meinem schwanentfremdung
sialkot.

Die gräser wimmern schief
und was ich reute
verbindlich nein
befindlich kalter fleck
in was du fasst
ich blute deine beute
und was ich fand verjährung
ein gedeck.

Solln hirne schrein ich sauf
das flache wasser
das bisschen schwan
das bisschen sialkot
im bart giert mein
ich brauch es immer krasser
um meinen kahnentsendung
fleisch und gott!






 zurück zu "Der Dichter"